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Die sehr wechselvolle Geschichte der Barbera beginnt spätestens im 13. Jahrhundert. Zu diesem Zeitpunkt wurde sie erstmals schriftlich erwähnt, wobei unbestätigte Quellen den Zeitpunkt des ersten Erscheinens dieser Rebe bereits in das 7. Jahrhundert vorverlegen wollen. Ob es sich hierbei jedoch tatsächlich um die Barbera handelt, ist nicht gesichert.
Aus der Region Piemont stammend, hat sie ihren Siegeszug über ganz Italien angetreten. Sie ist, neben der Sangiovese und dem Montepulciano, die drittstärkste angebaute rote Sorte in Italien. Auch in Kalifornien, Argentinien, Australien und Südafrika wird sie kultiviert.
Im Mutterland Italien, insbesondere im Norden, ist sie in der Lombardei, in der Emilia-Romagna und insbesondere im Piemont, die führende rote Rebe. Sie verfügt über eine enorme Wuchskraft; Triebe und Blätter müssen regelmäßig zurückgeschnitten werden, damit ihr Ertrag nicht zu hoch wird und nicht zu dünnen und Aroma-armen Weinen führt. Durch winzige Härchen an der Unterseite der Blätter, die die Verdunstung verringern, hält sie auch längeren Trockenperioden stand. Dies ist im Piemont besonders vorteilhaft, da dort traditionell keine künstliche Bewässerung erfolgt.
Doch ihre Anpassungsfähigkeit und ihre vergleichsweise große Robustheit, in Kombination mit dem potentiell hohen Ertrag, wurden ihr fast zum Verhängnis. In den siebziger und achtziger Jahren setzten die italienischen Winzer mehr auf Quantität statt auf Qualität und pantschten zu allem Überfluss auch noch die ohnehin kaum genießbaren Weine mit Methylalkohol. Der Weinskandal Mitte der achtziger Jahre fügte dieser Sorte einen erheblichen Imageschaden zu, von dem sie sich lange Zeit nicht erholte. Als Folge halbierte sich die Rebfläche hierdurch nahezu und Barbera kam außer Mode.
Dass dies völlig zu Unrecht erfolgte, liegt auf der Hand. Zwar tragen Barbera-Weine kaum Tannin in sich, haben aber eine recht kräftige Säure, die eine schöne Balance zur Frucht hält und die dafür sorgt, dass die Weine selten dumpf oder langweilig schmecken. Und die Fruchtnoten sind wirklich üppig: Pflaume, Wildkirsche, Süßkirsche, Veilchen oder Vanille dominieren häufig die Palette der Aromen, so dass sie zu einer Vielzahl von Speisen passen, wie Pasta und Pizza, Wild oder anderen Fleischgerichten, wie z.B. Rinderbraten. Auch Käse und Barbera sind eine nicht zu unterschätzende kulinarische Kombination.
Die italienischen Winzer haben zwischenzeitlich erkannt, dass bei guter Selektion, verringertem Ertrag und Ausbau im Barrique - wobei es zum Thema Fassausbau der Barbera durchaus unterschiedliche Ansichten gibt - hochwertige Erzeugnisse produziert werden können, die sich nicht verstecken müssen. Es handelt sich um ernsthafte Konkurrenz zur Nebbiolo, häufig jedoch mit einem kaum zu schlagenden Preis-Leistungsverhältnis.
Hinzu kommt, dass Barbera mit immer neuen Varianten zu überzeugen vermag: Vom einfachen Landwein mit Pfiff, über leicht sprudelnde, frische Sommerweine, bis hin zu edlen Gewächsen, die fast zu schade sind, um nur Speisen zu begleiten.